Praxisanleitung für die Film- und Audioproduktion mit Lernenden: Eine Handreichung für Medienproduktion mit Jugendlichen

Materialien

Die wesentlichen Inhalte dieser Seite stehen auch als Handout für Workshop-Teilnehmende zur Verfügung:

Handout Film- und Audioproduktion

Vorlage Skript und Storyboard

Vorlage Einverständniserklärung

Überblicksseiten zum Einarbeiten ins Thema

Einen guten Überblick, über vieles, das bei der Medienproduktion beachtet werden muss, bieten unter anderem die folgenden Seiten:

Grundlegende Begriffe und Techniken des Films

Nicht immer ist es für ein gelungenes Filmprojekt mit Jugendlichen nötig, die theoretischen Grundlagen und Techniken zu kennen. Aber es kann die Qualität der Filme durchaus steigern und die Produktion bereichern. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die hier dargestellten Themen und präsentieren Sie diese der Gruppe entweder vorab oder geben Sie während der einzelnen Schritte der Filmproduktion entsprechend praktische Anregungen.

Einen Exkurs zu Filmarten, Storytelling, Kameraperspektiven, -bewegung und -einstellungen haben wir am Ende dieser Seite für Sie zusammengestellt.

Direkt zum Exkurs

Ablauf der Medienproduktion mit Jugendlichen

Ein Handout mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Informationen und Links für Teilnehmende steht zum Download zur Verfügung. Die Nummerierung der Schritte im Folgenden findet sich auf diesem wieder.

1. Projektsteckbrief als Einstieg in die Gruppenarbeit

Für die Medienproduktion in Kleingruppen bietet es sich an, zunächst eine Art Projektsteckbrief auszufüllen, um dessen Eckpunkte zu definieren und Verantwortlichkeiten innerhalb der Gruppe festzulegen. Je nach verfügbaren technischen Möglichkeiten bzw. Zeitrahmen können einige Antworten auch schon von der Moderation vorgegeben werden.

Mögliche Leitfragen sind:

  • Stil: Welche Art von Film oder Audio wollen wir produzieren, welchen Stil soll es haben? (Zum Beispiel ernst, witzig, dokumentarisch, fantasievoll, gezeichnet, Stop-Motion, animiert, Podcast …)
  • Dauer: Wie lange soll unser Film/Audio werden?
  • Thema: Was möchten wir mit dem Film/Audio aussagen?
  • Rollen: Wer ist wofür zuständig? (Zum Beispiel Darsteller_innen, Sprecher_innen, Kamera, Ton, Schnitt …)
  • Location: An welchen Orten drehen wir bzw. machen wir Tonaufnahmen?
  • Ausstattung: Brauchen wir zusätzliche Elemente (Kostüme, Gegenstände etc.)?
  • Story: Worum geht es in der Handlung, was ist der rote Faden? Überleitung zum Skript/Storyboard. An dieser Stelle sollte die Handlung zumindest schon in wenigen Sätzen zusammengefasst werden.

2. Skript und/oder Storyboard

Ein Skript kann als vereinfachte Version eines Drehbuchs verstanden werden. Es enthält bei einem Film mindestens Antworten auf zwei Fragen (und bei Audioproduktionen nur die zweite Frage):

  1. Was ist zu sehen? (Bilder, Einstellungen, Szenen, Grafiken) und
  2. Was ist zu hören? (Gespräche, Interviews, Geräusche, Musik)

Im Storyboard werden üblicherweise die Szenen des Drehbuchs (oder vereinfacht: Skripts) in einzelne Shots aufgelöst. Es besteht aus Skizzen der geplanten Kameraeinstellungen sowie Anmerkungen zu Ton und Kamerabewegungen. Dies wird als Folge von Zeichnungen dargestellt, wobei jede Zeichnung eine für den Film zu drehende Einstellung darstellt. Das Storyboard soll dabei helfen, den Film so weit wie möglich zu visualisieren, und ist vor allen Dingen wichtig für die Person, die für die Kamera zuständig ist, damit die eigentlichen Aufnahmen so schnell und reibungslos wie möglich verlaufen und am Ende auch die gewünschten Bilder herauskommen.

Für die Medienproduktion mit Jugendlichen kann je nach verfügbarer Zeit auch nur Skript oder nur Storyboard genutzt werden. Bei Audioproduktionen oder Videos mit längeren Sprechsequenzen ist das Skript zielführender, bei Comics oder Animationsvideos ist das Storyboard empfehlenswert.

Vorlagen für Skript und Storyboard stehen am Anfang der Seite zum Download zur Verfügung.

3. Video-/Audioaufnahmen machen

Anhand des Storyboards und des Skripts müssen nun die gewünschten Aufnahmen produziert werden. Auch wenn ein animiertes Video erstellt werden soll oder ein reines Audio-Projekt, sind im ersten Schritt zumindest die Audioaufnahmen nötig.

Filmaufnahmen

Hierfür reicht heutzutage meistens die Kamera eines aktuellen und hochwertigen Smartphones für gute Bildqualität absolut aus.

Unter Zuhilfenahme eines Stativs oder eines Gimbals mit eingebautem Bildstabilisator kann man entweder statische oder bewegte Bilder möglichst ruckelfrei einfangen. Gimbals für das Smartphone sind online schon für unter 30 Euro erhältlich.

Audioaufnahmen

Für Audioaufnahmen können in einer ruhigen Umgebung ebenfalls die eingebauten Mikrofone guter Smartphones ausreichen. Ansonsten empfiehlt sich die Anschaffung eines einfachen Mikrofons. Folgende Tools können für Audioaufnahmen genutzt werden:

Tipps für die Aufnahmen

  • Planungen aus Storyboard/Skript umsetzen, Regie- und Kamerahinweise beachten
  • Immer im Querformat aufnehmen (es sei denn, das Video soll in sozialen Medien wie Instagram oder TikTok hochgeladen werden)
  • Tonqualität beachten, für ruhige Umgebung sorgen, Testaufnahme machen und überprüfen

4. Schnitt, Ton und Textinhalte

Wenn das Material im Kasten ist, folgt die Nachbearbeitung der Filme/Audios. Hierfür ist zunächst das Material zu sortieren. Das bedeutet: die besten Aufnahmen aussuchen, eindeutige Dateinamen vergeben und übersichtlich sortieren; die überflüssigen Dateien löschen.

Für die Bearbeitung und den Schnitt eines Films gibt es einige Freeware-Programme, die relativ einsteiger_innenfreundlich sind. Dazu gehören:

Für Fortgeschrittene gibt es beispielsweise das Programm DaVinci Resolve, welches nicht nur von vielen professionellen Filmemacher_innen in Hollywood benutzt wird, sondern selbst in seiner kostenlosen Basis-Version außerordentlich umfangreich ist:

Für die Audiobearbeitung eignen sich die oben unter „Audioaufnahme“ bereits genannten Tools. Insbesondere Audacity bringt einige Möglichkeiten mit, um gezielt zuzuschneiden oder Störgeräusche zu entfernen:

Falls die Jugendlichen nicht selbst vor die Kamera treten können oder wollen, so gibt es für den Einsatz von Stop-Motion oder Animationsfilmen auch einige kostenlose oder kostengünstige Programme:

Achtung: Die Veröffentlichung von Videos mit urheberrechtlich geschützter Musik ist nicht erlaubt und wird zum Beispiel bei YouTube regelmäßig gelöscht. Ähnliches gilt für Stock-Videos und Bilder. Die Lösung: Online-Plattformen, auf denen man kostenlose GEMA-freie Musik, Videos oder Fotos herunterladen und diese dann problemlos für seine Videos benutzen kann. Dazu zählen:

5. Exportieren und Präsentieren oder Veröffentlichen

Ist der Film bzw. die Audiodatei fertig bearbeitet, so muss er bzw. sie nur noch exportiert werden. Danach kann er bzw. sie im geschützten Rahmen des Workshops den Teilnehmenden präsentiert werden. Oft ist aber auch gewünscht, dass das fertige Produkt auch einer breiteren Öffentlichkeit verfügbar gemacht wird.

Wichtig: Sollen die Medien veröffentlicht werden, geht das nur mit Einwilligung der Urheber_innen und vor allem der dargestellten Personen (bei Minderjährigen deren gesetzlicher Vertreter_innen). Eine Einwilligung für die Veröffentlichung von Filmaufnahmen finden Sie deshalb zum Download am Anfang der Seite. Wenn eine eigene Website vorhanden ist, können Audios und Videos beispielsweise dort veröffentlicht werden. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten:

Filmaufnahmen veröffentlichen

Danach kann die Filmaufnahme beispielsweise auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo hochgeladen und veröffentlicht werden. Will man die Videos nicht der ganzen Welt öffentlich zugänglich machen, so kann man sie mit bestimmten Einstellungen nur ausgewählten Leuten zur Verfügung stellen. Zum Teilen privater Videos auf YouTube gibt es eine Übersicht.

Audioaufnahmen veröffentlichen

Auch Audioaufnahmen könnten natürlich bei YouTube veröffentlicht werden. Dazu kann man beispielsweise in einem einfachen Video-Editor ein Bild (zum Beispiel mit Titel des Werks, Namen der Teilnehmenden oder der Institution etc.) mit dem produzierten Audio hinterlegen und das dann als Video exportieren und hochladen.

Für Audio geschaffen ist jedoch das Medium Podcast – das allerdings eher Sinn ergibt, wenn regelmäßig Folgen veröffentlicht werden.
Gute Einführung zum Thema Podcasts

EXKURS: Begriffe und Techniken des Films

Was für Filmarten/Genres gibt es?

Überkategorien:
Realfilme/Trickfilme
Unterkategorien:
Dokumentarfilm, Werbefilm, Krimi, Thriller, Horrorfilm, Drama, Liebesfilm, Komödie, Science Fiction, Fantasy, Zeichentrick, Animationsfilm, Western, Stop-Motion-Film, Musikvideos

Storytelling in Filmen

Der dramatische Aufbau, egal ob von klassischen Theaterstücken oder modernen Hollywoodfilmen, geht auf die Poetik von Aristoteles zurück. Dieser legte für das antike Drama eine Grundstruktur und Stilmittel fest, mit deren Hilfe eine optimale Wirkung beim Zuschauer zu erzielen ist:

  • Einführung: Zuschauer_in lernt die Schauplätze und Charaktere kennen, erfährt mehr über deren Persönlichkeit, Handlung/Thema wird eingeführt.
  • Hauptteil inkl. Höhe-/Wendepunkt: (emotionale) Konflikte zwischen den Charakteren entstehen und spitzen sich immer weiter zu bis zum Höhe- oder Wendepunkt, welcher in das Ende überführt.
  • Schluss: Die „Lösung“ des Konflikts wird eingeleitet, wobei hier zwischen einer glücklichen Lösung (Komödie) oder einer tragischen Lösung (Tragödie) unterschieden wird.

Alles zur Kamera

Kameraperspektiven

  • Normalsicht (Kamera auf Augenhöhe): Wird am häufigsten verwendet, wirkt am ehesten wie eine neutrale und alltägliche Beobachtung der Geschehnisse.
  • Untersicht (von schräg unten nach oben filmen): Wird benutzt, um Über-/Unterlegenheit einer Person auszudrücken, wodurch das Gezeigte dominanter oder bedrohlicher wirkt.
  • Froschperspektive: Extremform der Untersicht.
  • Aufsicht (von oben herabfilmen): Wird benutzt, um Personen kleiner, unbedeutender oder machtloser wirken zu lassen.
  • Vogelperspektive: Extremform der Aufsicht.

Kamerabewegung

Normalerweise teilt man die Kamerabewegung in drei Kategorien ein:

  • Kameraschwenk (Bewegung eines Bildes in der Vertikalen oder Horizontalen): Ist dafür geeignet, das räumliche Miteinander und somit die Verbindung von Objekten und Personen zu zeigen. Außerdem kann man den Blick der Zuschauer_innen auf bewegte Objekte leiten. Dabei verändert die Kamera lediglich ihren Winkel und nicht den Standort.
  • Kamerazoom (Ran- oder Wegzoomen): Hierbei verändert sich die Position der Kamera ebenfalls nicht. Es wird lediglich der Bildausschnitt durch das Heran- oder Wegzoomen verändert, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer_innen auf ein ganz bestimmtes Motiv zu lenken.
  • Kamerafahrt: Man spricht von einer Kamerafahrt, sobald die Kamera ihren Standort ändert. Dabei wird dem_der Zuschauenden eher das Gefühl vermittelt, mitten im Geschehen zu sein und sich im dreidimensionalen Raum selbst zu bewegen, besonders, wenn die Kamera sich dem Motiv physisch nähert oder es begleitet. Entfernt man sich hingegen vom Motiv, distanziert man den Zuschauenden in der Regel vom Geschehen.

Diese Kamerabewegungen können natürlich auch miteinander kombiniert werden und sollen für mehr Abwechselung zur statischen Kameraperspektive sorgen. Generell gilt: je statischer eine einzelne Einstellung, desto geringer die Länge (damit es für den_die Zuschauenden nicht zu langweilig wird).

Kameraeinstellungen (Größen des Bildausschnitts)

Grundsätzlich wird zwischen acht Einstellungsgrößen unterschieden: Panorama, Totale, Halbtotale, Amerikanisch, Halbnah, Nah, Groß und Detail.
Generell gilt: Je totaler (weiter) eine Einstellung, desto länger sollte der Schnitt dauern (weil der_die Zuschauer_in mehr Zeit dafür braucht, alle Bildinhalte erfassen zu können).

  • Panorama: größte Distanz zu Objekten. Macht dem_der Zuschauer_in den Spielort der Handlung deutlich und vermittelt durch die meist nahezu menschenleere Darstellung der Natur Emotionen wie Einsamkeit, Freiheit, Isolation, Unendlichkeit oder Fremde.
  • Totale: Wird verwendet, um ein Objekt oder eine Person in einer bestimmten Umgebung zu zeigen und einen Bezug zueinander darzustellen.
  • Halbtotale: Zeigt eine Person vollständig (von Kopf bis Fuß) in der unmittelbaren Umgebung. Legt den Fokus auf Mimik und Körpersprache der Darsteller_innen und eignet sich für Interaktionen mit anderen Personen (bspw. Dialoge), da sie am ehesten dem natürlichen Sehverhalten entspricht.
  • Amerikanisch: Der Name kommt von Western-Filmen (Duell-Situationen), Personen sind hierbei vom Kopf bis zu den Oberschenkeln/Knien zu sehen. Der Fokus liegt etwas mehr auf der Person, allerdings ist die Umgebung trotzdem noch wahrnehmbar.
  • Halbnah: Ähnlich wie bei Amerikanisch zeigt man hier Personen vom Kopf bis zur Hüfte. Kommt meistens in Dialogen oder in geschlossenen Räumen vor.
  • Nah: Personen sind vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers zu sehen. Wird häufig in Dialogszenen verwendet und legt den Wert vor allen Dingen auf die Mimik des Darstellers_der Darstellerin, weil man darin direkte Reaktionen auf das Geschehen ablesen kann.
  • Großaufnahme: Zeigt den Kopf einer Person bis zu den Schultern, wobei hier noch mehr Fokus auf die Mimik gelegt wird und die Einstellung eine intime Nähe zwischen Darsteller_innen und Zuschauer_innen aufbaut.
  • Detail: Zeigt nur einen bestimmten Ausschnitt des Gesamtbildes, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer_innen auf etwas zu lenken, und wirkt deshalb besonders intensiv (interessant oder abstoßend).