Online-Aktivismus

DIGITALE PARTIZIPATION MIT SOCIAL MEDIA

Die Inhalte dieser Seite sind entstanden in Zusammenarbeit mit: 
Landesjugendring Niedersachsen e. V.

Der wachsende Digitalisierungsgrad bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend mehr Möglichkeiten, sich niedrigschwellig mit politischen Fragen auseinanderzusetzen und so Gesellschaft mitzugestalten. Zum einen bietet das Internet Zugang zu vielfältigen Quellen, welche das Informieren über verschiedenste Sachverhalte auch jenseits des Mainstreams ermöglichen. Zum anderen erleichtern es partizipativ angelegte Online-Plattformen und -Tools, die eigene Meinung zu einem bestimmten Thema sichtbar zu machen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Aktivismus verändert sich durch Digitalisierung

In einem Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung wird der hierdurch angeschobene Wandel vom analogen zum digitalen Aktivismus wie folgt beschrieben:

Die Ankündigung von Demonstrationen erfolgt mittlerweile über Facebook-Veranstaltungen anstelle von Flyern, Geldspenden werden über Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) gesammelt und Aktivisten verbreiten Petitionen im Netz anstatt am Initiativen-Stand in der Fußgängerzone. Aktivistinnen und Aktivisten sparen somit Zeit und Kosten und können mehr Menschen erreichen [1].

Der Artikel führt aber zugleich auch die problematischen Nebenerscheinungen des sog. Klicktivismus oder auch Slacktivismus auf, welche sich darin äußern, „dass die Inhalte politisch motivierter Initiativen in der digitalen Welt zwar häufig geliket, geteilt oder kommentiert und damit weiterverbreitet werden […] jedoch selten Auswirkungen auf das reale politische Geschehen haben bzw. weiterführendes politisches Engagement oft ausbleibt“ [1]

Wirksamer Online-Aktivismus verlangt von den Aktivist_innen daher ebenso viel Einsatz und inhaltliche Auseinandersetzung wie in seiner analogen Form. Richtig eingesetzt, ermöglichen Soziale Netzwerke und digitale Tools, eine sehr große Anzahl an Menschen in kurzer Zeit zu erreichen. Die niedrigschwellige Anwendungsmöglichkeit kann sich aber auch in einem Überfluss an Informationen niederschlagen, der dann dazu führt, dass die Anliegen die Aufmerksamkeitsschwelle der Rezipient_innen gar nicht mehr überschreiten oder nur noch eine oberflächliche Auseinandersetzung und Beteiligung stattfindet.

Neue Protestkultur kombiniert Digitales und Analoges

Wie sich die digitale und die physische Welt gegenseitig erfolgreich ergänzen und beeinflussen können und hierdurch eine neue Protestkultur entsteht, zeigen die Beispiele von Fridays for Future oder Seebrücke:

Ohne Whatsapp-Gruppen, Facebook und andere digitale Kommunikationskanäle wäre die Bewegung [Fridays for Future] in dieser Form nicht entstanden. Über solche Kanäle sprechen sich die Schüler ab und rufen zu Streiks auf – so halten es auch die Seebrücke-Mitstreiter. Im Internet bietet Seebrücke auch Material an, das lokalen Gruppen zum Beispiel erklärt, wie man eine Demo organisiert und anmeldet. Diese neue Art von Graswurzel-Opposition ist nur durch Online-Vernetzung möglich [2].

Digitaler Aktivismus bietet jungen Menschen somit die Möglichkeit, sich unabhängig von Wahlberechtigung oder dem Engagement in Parteien oder Verbänden Gehör zu verschaffen und den gesellschaftlichen Diskurs zu einem bestimmten Thema zu beeinflussen. Mit dem Workshopkonzept zu dem thematischen Baustein „Aktivismus im Zeichen der Digitalisierung“ soll der Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgezeigt werden, wie sich zivilgesellschaftlicher Protest unter Zuhilfenahme digitaler Medien organisieren, gestalten und durchführen sowie sichtbar machen lässt. Es werden Hinweise dazu gegeben, welche Aspekte eine erfolgreiche Kampagnenführung ausmachen und wie die multimediale Aufbereitung die öffentliche Aufmerksamkeit erhöhen kann. Ferner soll ein Diskurs über den Wert von analogem Aktivismus bzw. dessen sinnvolle Ergänzung durch digitale Medien und Tools angeregt werden. Gleichzeitig werden mögliche negative Aspekte beider Aktionsformen benannt, sodass die Teilnehmenden am Ende befähigt werden, geeignete und weniger geeignete Formen des (Online-)Aktivismus abhängig vom Anliegen auszuwählen.

 

#15minutesoffame über Hashtag-Aktivismus: Gesellschaftskritik mit #

Quelle: Ausgestrahlt am 16.10.15 bei ZDFInfo. Veröffentlicht auf dem YouTube-Kanal von netzpolitik.org

Workshopkonzept

Ziel des Workshops ist es, den Teilnehmer_innen einen motivierenden und aktivierenden Einblick in verschiedene Möglichkeiten des (Online-)Aktivismus zu ermöglichen und ihnen hilfreiche Tools für die digitale Gestaltung von Kampagnen an die Hand zu geben. Der Workshop wird eingeleitet durch ein thematisch passendes Warmup und ein interaktives E-Learning, welches eine grundlegende Einführung in (Online-)Aktivismus bietet und die Debatte um Klicktivismus bzw. Slacktivismus eröffnet. Im Zentrum des Workshops stehen die Ideenfindung und die Planung einer eigenen (Online-)Kampagne. Als Ergebnis des Workshops wurden konkrete Ideen und Vorhaben entwickelt und die Teilnehmer_innen können reflektieren, welche Form des Aktivismus für welches Thema besser oder schlechter geeignet ist und worin jeweils die Stärken und Schwächen der Aktionsform liegen.

Durchführungshinweise

Dauer:
3–3,5 Stunden ohne Pausen bei stringenter Moderation; kann mit optionalen Bestandteilen
um ca. 1 Stunde verlängert werden.
Gruppengröße:
5–30 Personen
Bei mehr als 20 Personen sollten ein_e zweite_r Multiplikator_in und eine um ca. 25 % erhöhte Durchführungszeit eingeplant werden.
Altersgruppen:
Ab ca. 12 Jahren
Vorbereitung:
Zur ausführlichen Vorbereitung bedarf es ca. 3–4 Stunden Einarbeitung in den Ablauf, die Materialien und die Tools. Die Einarbeitungszeit ins Thema hängt vom Vorwissen des_der Multiplikator_in ab.
Varianten:
Präsenz-Workshop: Diese Variante ist vermutlich die am häufigsten gewählte. Hier kommen Multiplikator_in und Teilnehmer_innen in einem Raum zusammen und arbeiten in einem klassischen Workshopformat, welches jedoch durchaus von digitalen Tools gestützt werden kann.
Digitaler Workshop: Es ist auch eine ortsunabhängige, rein digitale Durchführung mittels Webinar- oder Webkonferenz-Software möglich. Hinweise zur digitalen Umsetzung, den damit verbundenen Herausforderungen und geeigneten Tools enthält der Service-Bereich. Der Ablaufplan orientiert sich im Folgenden an einer Durchführung als Präsenz-Workshop.

Workshopmaterialien

Ausstattung & Material

Der Workshop kann je nach Interesse, Vorkenntnis des_der Multiplikator_in und der Teilnehmer_innen sowie Zielsetzung eher klassisch in analoger Form oder digital mit Online-Tools (zum Beispiel für Abstimmungen, kollaboratives Arbeiten, Wissensaustausch und Dokumentation) durchgeführt werden. Dazu gibt es innerhalb des Ablaufplans jeweils Hinweise unter dem Stichwort digitale Variante. Weiterführende Informationen zu den Tools finden Sie im Service-Bereich.

Der thematische Einstieg und die Vermittlung wichtiger Inhalte erfolgen in diesem Workshop in Form eines E-Learnings (digitaler Lerninhalt). Daher muss für die vollumfängliche Durchführung dieses Workshops eine ausreichend performante Internetverbindung für alle Teilnehmer_innen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus müssen die Teilnehmer_innen ein digitales Endgerät (Laptop, Tablet oder Smartphone) nutzen können. In der Regel sollte hier auf das Konzept bring your own device (BYOD) gesetzt werden, das heißt, alle bringen ihr persönliches Endgerät mit. Jedoch sollten für Teilnehmende ohne eigenes Endgerät einige Leihgeräte zur Verfügung stehen. Das E-Learning kann auch zu zweit absolviert werden, wenn nicht genügend Geräte vorhanden sind.

Empfohlen wird ein Mix aus analogen und digitalen Methoden, sodass methodische Abwechslung entsteht. Eine digitale Dokumentation der Arbeitsergebnisse ist insbesondere dann besonders hilfreich, wenn im Nachgang dieselben oder andere Teilnehmer_innen noch weiter an den Ergebnissen arbeiten sollen oder eine Veröffentlichung der Ergebnisse geplant ist.

Analoge Ausstattung

  • Flipchart
  • Karteikarten
  • Pinnwand
  • Stifte
  • Optional: Kreativitätsmaterialien (z. B. Zeitschriften, Bastelmaterial)

Digitale Ausstattung

  • Internetverbindung
  • Beamer/digitales Anzeigegerät
  • Lautsprecher
  • Digitale Endgeräte
  • Kopfhörer

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